Von Georg, Albert und Weihnachten

Dies ist keine Weihnachtsgeschichte. Dies ist eine kleine Geschichte unseres Weihnachtsfestes - in England. Und warum die Engländer ohne uns Niedersachsen gar nicht feiern könnten. Als im 4. Jahrhundert nach Christi Geburt eben das Gedenkfest an diese Geburt so langsam in den Kirchen und Klöstern des südlichen Festlandes im Kommen war - da sangen wir hier in unserer Gegend noch heidnische Gesänge und die germanischen Götter unserer Ahnen waren uns weit näher als dieser Säugling im Nahen Osten. Aber dann - Ende des 18. Jahrhunderts - waren wir im Kommen im Norden Deutschlands. Da hatten wir endlich die Bescherung, den Tannenbaum, den Gottesdienst. Und auch die Bescherung mit der Kommerzialisierung des christlichen Festes hatten wir schon. Hingegen die Briten hatten noch nichts. Keine Spur von Weihnachten, geschweige deutschen Weihnachtens, obwohl mit Georg 1. schließlich ein Hannoveraner auf dem englischen Thron gesessen hatte und die britische Insel norddeutsch-hannoversch hätten bilden können. Georg jedoch beließ es dabei, seinen mitgebrachten Georg-Friedrich Händel am englischen Hofe Musik machen zu lassen. Jede Art Musik, nur keine Weihnachtsmusik. Dennoch - mit Georg aus Hannover wurden und blieben die Briten nun im ersten Grad verwandt mit uns Deutschen, besonders den Norddeutschen und unter denen mit uns Niedersachsen. Allein schon deshalb mussten die deutschen Weihnachten über kurz oder lang auf die britische Insel schwappen. Das geschah dann, nachdem die kleine englische Viktoria sich 1840 in ihren Albert verliebt hatte und wer Albert heißt, kommt auch aus Deutschland, genauer aus Sachsen-Coburg. Der deutsche Prinz liebte nicht nur seine Viktoria, sondern veranlasste auch, daß nicht nur Händel von des Hannoveraner Gnaden am Londoner Hofe weitergespielt wurde, sondern daß (norddeutsche) Weihnachten gefeiert wurden. Zunächst geschah dies im engsten Kreise am Hofe von Viktoria und ihrem Albert. Später machten es die Schranzen nach, noch später die Bürger und schließlich das Commonwealth. Alberts deutsches Gemüt hatte den Briten die Weihnacht gebracht. Mit Georg aus Hannover machte sich das Niedersachsen-Ross auf und über den Ärmelkanal. Mit Albert aus Sachsen-Coburg machte sich nochmal Josef auf mit Maria und gebar das Weihnachtsfest erneut für die Insel. Seitdem gibts auch die .Silent Night...Was wir wiederum von denen da drüben auf der Insel lernen können, ist das Verständnis von Weihnachten als „Holyday“, als Heiligen Tag. Von denen unsere Holydays jetzt zu Weihnachten durchaus lernen könnten. Denn „holy“ meint nicht nur heilig", sondern ganz (von „hole“). Wünschen wir uns also: „Ganze Weihnachten...“

17. Dezember 1996